Blog von perma-guide

Alte Geschichte - nichts mehr wert?
Steineinritzungen versus Schmierereien und Kritzeleien

31.12.2023:
Wer im Pfälzerwald unterwegs ist, und das vor allem zu Fuß und mit offenen Sinnen, wird viel mehr erkennen als Menschen, die nur einfach "hindurchjoggen" oder mit dem Mountainbike oder E-bike "hindurchfahren". Aber auch, wenn man sich unterwegs beim Wandern mit den Mitwanderern unterhält, wird man ein Minimum von dem erfahren, was der Wald wirklich zu bieten hat.

Ganz abgesehen davon: Haben wir uns jemals schon beim Wald bedankt, was er uns gibt?

Heute möchte ich einmal auf die Felsen und Steine zu sprechen kommen.

Vor ein paar Wochen war ich auf Vortour für die  Wander-Challenge 2024.

Der Teufelsstein bei Bad Dürkheim wurde leider Opfer eines modernen "Künstlers". Er muss wohl mit Absicht - und drei Farbeimern (rot, gelb, blau) hinaufgewandert sein, um SEINE Idee zu verwirklichen.

Was er sich wohl dabei gedacht hat?

Der Teufelsstein birgt sehr viel (uralte) Geschichte. Wer genauer hinschaut, wird u.a. eine ganze Reihe uralter Einmeißelungen erkennen, die noch längst nicht erforscht sind.

Was ist uns die Vergangenheit wert?
Was sind uns die Hinterlassenschaften unserer Vorfahren wert? Schließlich bauen wir auf sie auf. Sie sind unser Fundament. Wir haben natürlich die Gelegenheit, sie zu erforschen und unsere eigenen Rückschlüsse zu ziehen. Wir können sie für gut empfinden – oder ablehnen. Beides ist möglich.
Dass wir sie aber zerstören – halte ich für absolut unangebracht.

Immer wieder finde ich im Pfälzerwald Felsen, die z.B. mit "I was there" bzw. "Ich war hier" und/oder mit Herzchen und Namen und anderen Einritzungen markiert sind. Manche Mitmenschen sind auch mit Sprühdosen unterwegs... Was nutzt es: Wohl nur denjenigen, die ihre Spuren hinterlassen haben. Ein Gefühl der Selbstbestätigung??? Allen anderen ist es "schnuppe", vielmehr empfinden sie es als "Schmierereien". 

Auszug aus einem Schild des PWV-Vereins Schmalenberg:

"…Schnitze nicht in Hütte, Tisch und Bänke Herz, Pfeil und Namen ein.
Die Dinge glatt zu finden, wird jedem lieber sein.
Auch ist es völlig schnuppe, ob hier zu lesen ist,
dass Du mit Deiner Puppe mal hier gewesen bist."

Ich habe bisher und während meiner vieler Streifzüge durch den Pfälzerwald eine ganze Reihe interessante "Hinterlassenschaften" unserer Vorfahren entdeckt. Als ich dem Heimatforscher Otto Schmid aus Neustadt/W. eine meiner Entdeckungen zeigte, meinte er, dies könnten Schriftzeichen von vor über 3500 Jahren sein. 

Zum Glück ist der Zugang dazu sehr schwierig. Sonst würden vielleicht wieder selbst ernannte "Künstler" achtlos darüberschmieren. Otto Schmid hat sich übrigens mit den "Schalensteinen" im Pfälzerwald beschäftigt, und meint, dass hier im Pfälzerwald schon in Urzeiten Sonne und Mond beobachtet – und in Form von Einritzungen – aufgezeichnet wurden. Kein Mensch scheint sich dafür zu interessieren. Stattdessen werden alte Markierungen überkritzelt…

Das finde ich jedenfalls sehr bedauernswert.