— Waldbaden - Erfahrung —

Als ich im Jahre 2015 das erste Mal den Begriff "Waldbaden" hörte, musste ich tatsächlich lachen.

Haben wir uns doch schon seit Jahrzehnten durch ungezählte Wandertouren im Wald bewegt und die "Terpene" (Duftstoffe) in uns eingeatmet, welche - gemäß den japanischen Wissenschaftlern - so förderlich für die Gesundheit sind.

Nachdem ich mich eingehender mit dem Waldbaden beschäftigt hatte, war mir klar:

Wandern ist nicht gleich Waldbaden! Oft genug wandert man einfach durch den Wald, unterhält sich dabei über die Vergangenheit und die Zukunft - und ist überhaupt nicht richtig DA.

Seit ich selbst "waldbade" (ich gehe natürlich auch immer noch gern und mit Leidenschaft Wandern), habe ich für mich eine unerschöpfliche Kraftquelle entdeckt. Ich fühle mich als Teil dieses gigantischen Organismus, der viele kleinere Unter-Netzwerke in sich birgt. Dadurch, dass ich meine Sinne öffne und die Waldumgebung bewusst wahrnehme, kann ich sehr schnell vom Alltag abschalten und komme im Hier und Jetzt an. Sehr gern verweile ich dabei mindestens eine Stunde an einem Platz oder gehe sehr langsam. Im Wald komme ich auch zu mir selbst.

Je öfter man denselben Platz besucht, desto vertrauter wird er einem. Man bemerkt Veränderungen, erlebt die unterschiedliche Stimmung im Wald - je nach Tages- oder auch Jahreszeit. Der "Affe" im Kopf beruhigt sich, man entdeckt Besonderheiten am Wegrand und beginnt, sich dafür zu interessieren: Wie ist wohl diese wundervolle Blüte des Fingerhuts entstanden? Wie kann das sein, dass der Stängel des Spitzwegerich so stabil ist? Warum sammelt sich im Frauenmantel ein wunderbar schillernder Wassertropfen? Oder: wie finden eigentlich die Ameisen immer wieder nach Hause? Auf diese Weise beginnt man, wieder neugierig zu werden. Und neugierig sein ist ein Schritt hin zur Begeisterung. Wieder "begeisterungsfähig" sein, sich für etwas interessieren, Freude empfinden, sich inspirieren lassen. Ja, das ist auch ein Aspekt des Waldbadens.

Durch das Waldbaden habe ich eine intensivere Wahrnehmung bekommen. Für mein Leben, für meine Umwelt - auch außerhalb des Waldes. Darüber bin ich sehr froh und dankbar.

(Ina Schmitt)